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Abschied von Hans Werner Paul

Published On: März 14, 2024Categories: Aktuelles

Dr. Horst Willer (März 2024) – Foto: Stuhr, Rathmann-Verlag

Am 26.01.2024 ist Hans Werner Paul  – bis dahin von seiner Familie stets treu umsorgt – in Rethwisch  nach schwerer Krankheit gestorben. Damit schloss sich der weit gesteckte Lebenskreis eines Menschen, der im Jahr 1938 als Sohn des  Landwirts und Pferdezüchters, Hans  Paul in Rudwangen, Kreis Sensburg, Ostpreußen, geboren wurde

Um es vorwegzunehmen: Unter den Freunden des Trakehner Pferdes war Hans Werner Paul eine fachlich und menschlich anerkannte und geschätzte  Persönlichkeit. Sein berufliches und ehrenamtliches Engagement  war während seines ganzen Lebens darauf gerichtet, in der Folgezeit des zweiten Weltkrieges  die Trakehner Reitpferdezucht als lebendes Kulturgut national und international zu bewahren.

Als Kind musste er zusammen mit seiner Familie Flucht und Vertreibung miterleben. Die Pferde und die Reiterei haben ihn schon in  seiner Kindheit und Jugendzeit geprägt und während seines ganzen Lebens begleitet. Der Familie Paul  gelang nach dem Krieg im holsteinischen Rethwisch der züchterische Neuanfang mit zwei geretteten Trakehner Stuten. Hier hat Hans Werner Paul auch die Familientradition fortgeführt und erfolgreich Trakehner Pferde gezüchtet. Auf dem elterlichen Hof In Rudwangen wurde  das berühmte Olympiapferd Nurmi v. Merkur  1925 geboren, welches bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin unter Oberleutnant Ludwig Stubbendorff die Goldmedaille in der Military gewann. Da Hans Werners Vater bereits 1957 frühzeitig verstarb, musste er als Sohn schon in jungen Jahren eine große Verantwortung für die Familie übernehmen.   In Rethwisch  erwies sich Hans Werner Paul später  als ein sehr begnadeter erfolgreicher Züchter. Seine züchterische Bilanz kann sich sehen lassen mit sechs gekörten Hengsten, darunter zwei Reserve-Siegern. So sei hier u.a.  erinnert an  Cornelius v. Donauwind, Coktail v. Habicht und Corvin v. Schwärmer.  Bei ihm wurde auch die später berühmte Stammstute Schwalbe v. Totilas geboren. Zahlreiche von ihm gezogene Trakehner Stuten konnten auf den verschiedensten Schauen brillieren und prämiert werden.

Hans Werner Paul übernahm im Dienste des Trakehner Verbandes auch verschiedene Ehrenämter. So wurde er  bereits in den 70-er Jahren Vorsitzender   des   Trakehner Bezirksvereins in Schleswig /Holstein. Von  1980 bis 2001 an  war er Mitglied in der Körkommission und von 2016 bis 2010 stellvertretender Vorsitzender des Trakehner Verbandes. Er hat als besonnener  Ratgeber und durch sein kluges  Handeln sowie seinen unermüdlichen persönlichen Einsatz  das Zuchtgeschehen nicht nur in seinem Zuchtbezirk sondern  auch auf der gesamten Verbandsebene sehr geprägt. Genauso wie er stets bereit  war, sein fachliches Wissen weiter zu geben, so hatte er auch immer für Fragen ein offenes Ohr.  Horsemanship war für ihn kein Fremdwort, sondern wurde von ihm vorgelebt.

Ein besonderes Anliegen war ihm auch die Förderung der Jungzüchter.     Seine Ehefrau  sowie Tochter und Sohn,  haben ihn  als stets fürsorgliches   Familienoberhaupt erlebt. In inniger Verbundenheit zu seiner Heimat und zu dem Trakehner Pferd hat Hans Werner Paul   später oft Reisen in die neuen osteuropäischen Länder unternommen und auf diese Weise immer wieder neue Kontakte geknüpft.

Hans Werner Paul hat sich in mehrfacher Hinsicht nicht nur für den Trakehner Verband, sondern auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt verdient gemacht Belege hierfür sind eine Reihe von Auszeichnungen,  so wurden ihm, um nur einige zu nennen, die Freiherr-von-Schrötter-Medaille, der Dietrich-von-Lenski-Gedächtnis-Preis, die  Goldene Ehrennadel des Trakehner Verbandes und auch  das Bundesverdienstkreuz verliehen

Hans Werner Paul  hat wahrlich auch unsere  Würdigung verdient. Er hatte wie auch einige andere Gleichgesinnte frühzeitig erkannt, dass es darauf ankommt, auch am Ursprungsort der Trakehner Reitpferdezucht, in Trakehnen selbst, soweit als möglich, das kulturelle Erbe zu erhalten Insofern kam es Anfang der 90-iger Jahre  unter seiner maßgeblichen Mitwirkung  zur Gründung  des Vereins der Freunde und  Förderer des ehemaligen Hauptgestüts Trakehnen e.V., dessen ständiges Mitglied er wurde    Der Vorstand dieses Vereins empfindet dem Verstorbenen gegenüber tiefe Dankbarkeit   für seine ständige Unterstützung. Der Trakehnen Verein besteht nun bereits seit mehr als 30 Jahren. Wir konnten uns in dieser Zeit insbesondere erfolgreich für die bauliche Sanierung des ehemaligen Landstallmeisterhauses, des Trakehner Tores sowie des ehemaligen Reitburschenhauses einsetzen und haben dort ein kleines Museum errichtet. Wegen der Ukraine-Krise ist bedauerlicherweise der in der Vergangenheit oft stattgefundene Schüleraustausch zwischen der Schule in Trakehnen und der Waldorfschule in Dresden gegenwärtig nicht möglich

Wir trauern mit seinen engsten Angehörigen und  alle Freunde des Trakehner Pferdes, die Hanns Werner Paul  gekannt haben und/oder ihm freundschaftlich verbunden waren, werden ihm in Dankbarkeit  stets ein  treues Gedenken bewahren.

 

 

 

 

 

 

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