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Bericht zum Dresden’er Besuch in Trakehnen

Published On: Oktober 27, 2018Categories: Schule

ES HAT GEKLAPPT: Reisebericht der verantwortlichen Russischlehrerin und Exkursionsleiterin

Am 05. September 2018 kehrte die Klasse 8b der Freien Waldorfschule Dresden in den frühen Morgenstunden etwas müde, aber freudig und voller neuer Erlebnisse und Erfahrungen von ihrem ersten Russlandaufenthalt zurück. Seit nun schon 10 Jahren währt unsere freundschaftliche Partnerschaft mit der Mittelschule in Jasnaja Poljana.

Und auch in diesem Jahr ist es uns gelungen diese Kontakte weiter zu intensivieren und zu stärken. Wir lebten 10 Tage im Dorf, haben vielfältige Einblicke der russischen Lebensweise, der Kultur und des Schulalltags gewinnen können. Der herzliche und tränenreiche Abschied war ein Zeichen, dass auch innerhalb kürzester Zeit Bekanntschaften, ja auch Freundschaften entstehen konnten.

Von den Schülern und Lehrern unserer Partnerschule wurden wir freudig und sehr herzlich begrüßt. Noch vor dem Koffer auspacken, auf einem sofort beginnenden Begrüßungsfest gab es Brot und Salz, die Schüler lernten sich in Spielen kennen, sangen und tanzten. Schnell umgab uns eine warme und wohlige Atmosphäre.

Im Wohnheim der Schule lebten die deutschen mit den russischen Schülern zusammen in großen, wenn auch sehr einfachen, Mehrbettzimmern. Auch die Mahlzeiten wurden jeden Tag gemeinsam in der Mensa eingenommen. So wurden die 10 Tage zu einer echten und sehr intensiven Begegnungszeit, in der man sich auf vielfältige Weise näher kam, kennen lernte und Sprachbarrieren überwand. Beide Sprachen kamen zum Einsatz, bei sportlichen Spielen, gemeinsamen Ausflügen, bei der gemeinsamen Arbeit und im Unterricht und abends in der Disko kamen sich die Schüler näher, verloren die Scheu miteinander zu kommunizieren, ein jeder die Fremdsprache zu praktizieren und voneinander zu lernen. Gestützt durch die heute, bei jedem vorhandenen Übersetzungshilfe „Handy“, war es uns als Lehrern und Begleitern eine Freude, diese unkomplizierte Art des Miteinanders zu beobachten. Dank der sozialen Netzwerke findet der Kontakt auch nach unserer Rückkehr unvermindert statt. Die verantwortlichen russischen Lehrer, allen voran Marina Lysenkova und Tatiana Timoshina, hatten viel Energie und Arbeit in ein abwechslungsreiches Programm investiert. Die Besichtigung des schuleigenen Museums der Geschichte des Hauptgestüts Trakehnen und der Schlossschule im ehemaligen Landstallmeisterhaus neben dem neuen Tempelhüterstandbild bildeten den Auftakt unserer geschichtlichen Einblicke dieser Region.

An mehreren Tagen arbeiteten wir gemeinsam in verschiedenen Projekten. Die Schüler sanierten den in einem früheren Aufenthalt entstandenen Spielplatz und gaben ihm neue Farbe und Lebendigkeit, wir verschnitten die Hecken, säuberten den Park, befreiten Wege von Unkraut und nahmen die Vorbereitungen für das beginnende neue Schuljahr vor. Schnell wurde sichtbar, was viele Hände gemeinsam in kurzer Zeit schaffen können.

An jedem Tag gab es dennoch viel Freizeit und Möglichkeiten der individuellen Beschäftigung. Wir unternahmen aufgrund des herrlichen Sommerwetters zwei Badeausflüge, verbrachten viel Zeit in der Natur, am Wystiter See und veranstalteten ein Picknick am dorfnahen See. Oft waren wir mit drei Schulbussen unterwegs, wir waren eben auch eine supergroße Gruppe! Wir besuchten den Soldatenfriedhof Matischkemen und wurden dort durch eine klare und sehr anschaulich gehaltene Präsentation in die Zusammenhänge des 1. Weltkrieges eingeführt. Ein Besuch, der die Gemüter der Schüler berührte und den jungen Menschen die Bedeutung von Frieden und Völkerverständigung, gerade in der heutigen Zeit, in eindrücklicher Weise erlebbar machen ließ. In einem anschließenden Arbeiteinsatz befreiten wir den Gedenkort von Unkraut und dem ersten gefallenen Herbstlaub.

Ein Ausflug in das Dorf Krasnolessje (Groß Rominten) führte uns in die malerische Landschaft des Dreiländerecks aus ausgedehnten blumenbewachsenen Hügeln und Tälern und dem riesigen Waldgebiet der Rominter Heide. Im kleinen Naturkundemuseum des Ortes wurden wir vom Museumsleiter Aleksej Sokolov in die Geschichte und den natürlichen Reichtum dieses Landstrichs eingeführt. Wir wanderten in ein nah gelegenes Quellgebiet innerhalb einer vollkommen unberührten Natur.

Natürlich standen auch Besuche der Stadt Gusev an. Schließlich wollte man ja auch einige Geschenke und Andenken für die Lieben zu Hause besorgen. In Gusev besuchten wir das Geschichtsmuseum, die neu erbaute russisch-orthodoxe Kirche sowie das Elchdenkmal, das Wahrzeichen der Stadt. Zeit zum Bummeln und zum Probieren russischer Köstlichkeiten blieb genügend.

In Jasnaja Poljana gibt es einen neuen Sportplatz, den die Schüler ausgiebig nutzen. Es wurden Fußball, Basketball, Volleyball und „Gorodki“ gespielt. Am meisten jedoch waren die deutschen Schüler von ihrem Besuch in den Gastfamilien begeistert. Dort verbrachten sie das den Aufenthalt teilende Wochenende. Im Internat zurückgekehrt, berichteten und erzählten sie lebhaft über das Leben in den Familien. Dabei waren die Sorgen im Vorfeld dieses Wochenendes vergessen….Halte ich es ohne meine Freunde aus? Kann ich mich verständigen? Schmeckt mir das Essen und gefällt mein Gastgeschenk? Von russischer Seite… Können wir den Gästen genügend bieten und ist unsere Wohnung komfortabel genug? Aber nur wenig von beschriebenen Ängsten trat ein. In dieses besagte Wochenende fiel auch der 1. September, der „Tag des ersten Klingeln“, der „Tag des Wissens“. Einschulung! Erstmalig konnten wir an diesem Festtag dabei sein und brachten uns mit einem kleinen Kulturbeitrag ins Festprogramm ein. Wir lauschten den feierlichen Reden, der Musik und festlichen Zeremonien. Ein unvergessliches Erlebnis.

Abschließend möchte ich mich im Namen der Freien Waldorfschule Dresden und im Namen meiner Schüler für diesen wunderschönen und erfolgreichen Austausch bei allen Lehrern, Schülern und Eltern in Jasnaja Poljana für alles uns Entgegengebrachte bedanken. Wir freuen uns auf euren Besuch in Dresden und laden euch herzlich ein. Ein herzliches Dankeschön gilt dem Land Sachsen und der Stiftung Deutsch-Russischer- Jugendaustausch sowie unseren langjährigen Sponsoren und Freunden des Trakehner Pferdevereins. Nur durch Ihre/Eure Unterstützung und Förderung sind diese Reisen und Verbindungen möglich. DANKE.

Teilnehmer von deutscher Seite: 34 Schüler der Klasse 8b, 3 begleitende Lehrer, 1 Mutter
Teilnehmer von russischer Seite: 20 Schüler unterschiedlichen Alters, 5 Lehrkräfte, davon 2 dauerhaft anwesend

Dresden, den 27. Oktober 2018

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